Eine
Vollbeschäftigung ist möglich -
sie
wäre sogar eine Selbstverständlichkeit,
wenn...
Die SPD verspricht Vollbeschäftigung!
Ist
das nun ein Gag oder meinen die SPD-Strategen es wirklich ernst?
Nachdem bereits in den Wahlkämpfen 1998 und 2002 die
Wählerschaft mit einem Beschäftigungswunder geködert
wurde, kommen die Genossen jetzt (Bundestagswahl 2009) schon wieder
mit derselben Masche.
Dabei erinnern wir uns alle noch recht gut, was aus den letzten so vollmundig angekündigten neuen Arbeitsplätzen wurde: Statt die Beschäftigungslage zu verbessern verzeichnete man am Ende - nicht zuletzt wegen der fragwürdigen Agenda-2010-Politik - einen satten Anstieg auf fünf Millionen Erwerbslose. Dieses Desaster führte schließlich zu vorzeitigen Neuwahlen.
Der Aufschwung in der nächsten Legislaturperiode erklärt sich meines Erachtens fast ausschließlich mit der Mehrwertsteuererhöhung, gegen die der Exkanzler Schröder im vorangegangenen Wahlkampf noch genüsslich polemisiert hatte.
Vollbeschäftigung - kann die SPD das schaffen?
Nun
ist die SPD also wieder in ihrem Element und wirbt neuerlich mit
einem Beschäftigungswunder. In der Tat wäre es mehr als ein
"Wunder", wenn die von der SPD vorgeschlagenen Maßnahmen
greifen würden.
Denn einfach so lapidar hier und dort Millionen neuer Jobs anzumahnen
zeugt nicht einmal vom ernsthaften Willen. Natürlich
ließen sich im Gesundheits- und Pflegebereich leicht eine
Million zusätzlicher Arbeitskräfte unterbringen - wenn man
sie denn bezahlen könnte.
Auch im Bereich Umwelttechnologie und neue Energien ließen sich gewiss hunderttausende Arbeitsplätze schaffen - wenn man hierzulande billiger produzieren könnte. Wie das von der SPD vorgestellte "Konzept" jemals aufgehen soll, bleibt wohl nicht nur mir völlig verborgen.
Vollbeschäftigung - nur noch ein Traum?
Dabei
wäre die Vollbeschäftigung durchaus erreichbar, wenn
tatsächlich einmal strukturelle Reformen angegangen
würden. Schuld an sinkenden Löhnen und
Massenarbeitslosigkeit trägt der entartete Freihandel, also der
weitgehende Verzicht auf Importzölle.
Es ist eine Binsenweisheit, dass unzureichende Zölle den
Kasino-Kapitalismus heraufbeschwören -
weil
Konzernlenker
und Spekulanten dann schalten und walten können wie sie
wollen.
Der
Verzicht auf Zölle bedeutet die Inthronisierung des globalen
Dumpingsystems - der billigste Standort bekommt fortan den
Zuschlag.
Weitgehende Zollfreiheit erzwingt also all das, was wir
Bundesbürger in den letzten 30 Jahren so bitter erfahren
mussten, die schleichende De-Industrialisierung, die Auslagerung von
Produktionsstätten trotz stetig sinkender Löhne.
Diesen Zusammenhang und diesen Ablauf hätten mittlerweile auch die SPD-Chefstrategen erkennen müssen. Aber anstatt die Realität zu akzeptieren verbeißen sie sich lieber in ewigen Umverteilungsdebatten (Reichensteuer) und träumerischen Wunschdenken.
Wenn die SPD hier eine Einsicht und Umkehr signalisieren würde, hätte sie sofort meine Zustimmung, dann könnte ich sie voll und ganz unterstützen.
Eine Vollbeschäftigung wäre in einigen Jahren erreichbar...
Ich bin
fest davon überzeugt: Eine Vollbeschäftigung wäre auch
in Krisenzeiten in einigen Jahren hinzubekommen. Ein Blick
zurück in die Geschichte liefert genug Anschauungsmaterial: In
den Zeiten, in denen die heimische Wirtschaft durch Importzölle
vor einem aberwitzigen Vernichtungswettbewerb geschützt war,
stiegen rasant Kaufkraft und Realeinkommen und herrschte auch
weitgehende Vollbeschäftigung.
Bis weit in die 1970er Jahre hinein kannte man die heutigen Probleme
überhaupt nicht - dafür begriff man aber die Notwendigkeit
der Zölle.
Auch
frühere Krisen wurden bereits durch die Anhebung der Zölle
gemeistert.
Die Lehren aus der weltweiten Gründerkrise
1873
scheinen
heute viele verdrängen zu wollen. Am stärksten setzte
damals die USA die Zölle herauf (und legten damit den Grundstein
zur Supermacht).
In der
Weltwirtschaftskrise
ab 1929
lief
es ähnlich - auch hier gelang erst durch allgemeine
Zollanhebungen die Überwindung der schweren
Depression.
Dabei
sind derzeit vernünftige Zölle noch viel wichtiger als in
den vorangegangen Krisen, weil das heutige Lohngefälle
wesentlich größer ist.
Bei den früheren Weltwirtschaftskrisen waren die Reallöhne
weltweit noch einigermaßen beisammen (überall wo
produziert wurde gab es die gleichen Hungerlöhne).
Heute
aber erleben wir gigantische Unterschiede bei den
Arbeitseinkommen.
Bei offenen Zollgrenzen haben Hochlohnländer mit ihren zehn- bis
zwanzigfachen Kosten auf Dauer keine Chance und auch keine
Daseinsberechtigung mehr - da kann der Staat durch
immer
abartigere
Subventionen
nur
den Niedergang hinauszögern, auf keinen Fall aber
verhindern.
Eine
Volkspartei ist diejenige, die sich um das Wohl der breiten
Bevölkerung kümmert...
Nach
meinen Empfinden verdient nur die Organisation das Prädikat
"Volkspartei", die sich auch ehrlich und aufrichtig um das Wohl der
breiten Bevölkerung sorgt und deren Lebensverhältnisse
bessert.
Parteien, deren Führer nur auf internationale Anerkennung aus sind, auf Kosten der eigenen Bevölkerung durch den Verzicht auf angemessenen Zollschutz eine Globalisierung (globales Dumpingsystem) heraufbeschwören und auf ihrem Irrtum auch noch unbelehrbar beharren, sind für mich schon lange keine Volksparteien mehr.
"Alle
Politik, die nicht dem Menschen dient, ist des
Teufels" Willy
Brandt
Aber wir leben doch vom Export...
Unsere
exportfixierten Unternehmen, die den harten Globalisierungsprozess
bislang überlebt haben (und jetzt großen Einfluss auf die
Politik ausüben), argumentieren hinterlistig, dass unser Land
vom Export lebe und daraus seinen Wohlstand ableite.
Doch nichts ist wahr an diesem unausrottbaren Mythos: Die
bedeutendsten und nachhaltigsten Wohlstandsschübe erzielte unser
Land, als die Wirtschaft noch in erster Linie den eigenen
Binnenmarkt bediente und vor ausländischen Dumpingattacken
über ein funktionelles Zollsystem bewahrt wurde.
Beschäftigung
für die breite Bevölkerung (und dazu gehören nun
einmal auch Menschen ohne akademische Ausbildung) schaffen
arbeitsintensive Branchen, die nur
wegen
des massiven Zollabbaus nahezu vollständig von der
Bildfläche verschwunden
sind.
Würden die Zölle wieder anziehen, würde sich auch in
Deutschland ein echtes Beschäftigungswunder entwickeln. Die
immer wieder kolportierte Unwahrheit, nur bei Zollfreiheit floriere
der Export, werden durch tausende Beispiele widerlegt.
Die
BRD hatte bis 1975 keinen schlechten internationalen Ruf trotz hoher
Einfuhrzölle, sie galt nicht als protektionistisch, sie
feierte Exporterfolge.
Und heute gibt es immer noch zahlreiche exportorientierte
Länder, die ihre industrielle Basis über relativ hohe
Einfuhrzölle absichern.
Niemand regt sich darüber auf, niemand verhängt ein
Embargo.
Es
müssen nicht unbedingt Zölle sein...
Ein
Hochlohnland wie das unsrige muss nicht unbedingt seine Fabriken
über Zölle verteidigen - es gibt mittlerweile auch andere,
unauffälligere Methoden mit ähnlicher und sogar noch
besserer Wirkung. I
ch meine hiermit die stärkere Finanzierung unseres Sozialstaates
über die
Mehrwertsteuer,
wie ich sie schon seit fast drei Jahrzehnten anmahne. Dieses System
bietet auch noch zusätzliche Möglichkeiten.
So
erheben skandinavische Länder zum Beispiel ungeniert extrem hohe
Luxussteuern, sicher rein zufällig hauptsächlich auf
Importwaren.
Bei Pkws betragen diese "Luxussteuern" allein schon ca. 100 Prozent.
Und man siehe und staune: es funktioniert!
Die Skandinavier fahren auch alle Auto, obwohl es dort fast das Doppelte kostet. Und trotz dieser hohen Konsumsteuern ist der Lebensstandard in Skandinavien höher als bei uns, verdienen die Leute so viel, dass nicht wenige Deutsche dorthin auswandern.
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Impressum
© Manfred
J. Müller, Flensburg
Manfred Julius Müller analysiert seit über 40 Jahren weltwirtschaftliche Abläufe. Er ist Autor verschiedener Bücher zu den Themenkomplexen Globalisierung, Kapitalismus, Zollfreihandel, Politik und Medien. Manfred J. Müller, Flensburg, Erstveröffentlichung August 2009
Anmerkung:
Der Sinn einzelner Thesen erschließt sich oft erst im
Zusammenhang mit anderen Artikeln des Autors. In einem einzelnen
Aufsatz können nicht jedesmal alle Hintergründe und
Grundsatzüberlegungen erneut eingeflochten werden.
Bücher
von Manfred Julius Müller
Der
Fetischismus des globalen Zollfreihandels (und der Europäischen
Union) bescherte uns eine nun seit über 40 Jahren anhaltende
Phase eines kaum wahrgenommenen schleichenden Niedergangs. Eine
abenteuerliche Billiggeldschwemme und manipulierte Minizinspolitik
sorgt seit 2009 für eine trügerische Ruhe vor dem Sturm.
Aber wie lange noch?
Wann wird
es wieder möglich sein, über fatale Irrlehren offen zu
debattieren, ohne dabei gleich in die links- oder rechtsextreme Ecke
geschoben zu werden? Wann
wird aus unserer "Mediendiktatur" wieder eine echte parlamentarische
Demokratie?